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Schadenfreiheitsklasse (SFK)

Grundlagen des Bonus-Malus-Systems


auto-Schadenfreiheitsklasse (SFK) auto-Schadenfreiheitsklasse

1. Grundlagen des Bonus-Malus-Systems

Das Bonus-Malus-System ist das Herzstück der Schadenfreiheitsklassen in Deutschland. Es basiert auf folgenden Prinzipien:

a) Bonus: Belohnung für schadenfreies Fahren

  • Bei jedem Jahr ohne selbstverschuldeten Schaden steigt die SFK um eine Stufe.
  • Die jährliche Verbesserung setzt voraus, dass der Versicherte keine eigenen Fehler begangen hat, die einen Schaden verursacht haben.
  • Beispiele für schadenfreie Jahre:
    • Keine Meldung eines selbstverschuldeten Unfalls.
    • Keine Zahlung von Eigenanteilen durch den Versicherer.

b) Malus: Strafen für selbstverschuldete Schäden

  • Bei einem selbstverschuldeten Unfall sinkt die SFK je nach Höhe des Schadens mehrere Stufen ab.
  • Ein "selbstverschuldeter" Unfall wird definiert als ein Unfall, für den der Versicherte vollständig oder teilweise haftbar ist.
  • Je höher der Schaden, desto stärker verschlechtert sich die SFK.

2. Detailierte Klassenstruktur

Die SFK-Skala variiert zwischen verschiedenen Versicherern, aber typischerweise sieht sie wie folgt aus:

a) Höchstbonus (beste Klasse):

  • Klasse 1: Mindestbeitrag, oft nur 30% bis 40% der Basisrate.
  • Um Klasse 1 zu erreichen, muss der Fahrer mindestens 8 bis 10 schadenfreie Jahre hintereinander absolvieren (abhängig vom Versicherer).

b) Basiswert:

  • Klasse 5 oder 6: Standardstartwert für neue Kunden oder Fahrer ohne bisherige Versicherungsgeschichte.
  • Der Beitrag beträgt hierbei etwa 70% bis 80% der Basisrate.

c) Maximaler Malus (schlechteste Klasse):

  • Klasse 14 oder höher: Höchster Beitrag, oft über 200% der Basisrate.
  • Diese Klasse tritt ein, wenn der Fahrer wiederholt selbstverschuldete Schäden meldet.

3. Einflussfaktoren auf die SFK

a) Selbstverschuldete Schäden

  • Jeder selbstverschuldete Unfall führt zu einer Verschlechterung der SFK.
  • Die Verschlechterung hängt von der Höhe des Schadens ab:
    • Leichter Schaden (bis 1.000 Euro): Eine Stufe Abstieg.
    • Mäßiger Schaden (1.000–2.000 Euro): Zwei Stufen Abstieg.
    • Großer Schaden (>2.000 Euro): Drei oder mehr Stufen Abstieg.

b) Eigenbeiträge

  • Wenn der Versicherte einen Eigenbeitrag leistet, kann der Schaden "schadlos" gemeldet werden.
  • Beispiel: Ein Schaden von 2.000 Euro wird durch einen Eigenbeitrag von 1.000 Euro reduziert. Dadurch bleibt die SFK unbeeinträchtigt.

c) Unfälle ohne eigenes Verschulden

  • Schäden, die nicht durch eigene Fahrlässigkeit verursacht wurden, beeinträchtigen die SFK nicht.
  • Der Versicherer erhält die Kosten vom gegnerischen Versicherer erstattet.

d) Fahrzeugalter

  • Bei älteren Fahrzeugen mit geringem Marktwert kann es vorkommen, dass kleinere Schäden gar nicht gemeldet werden, da die Reparaturkosten höher wären als der Wert des Autos.

4. Sonderregelungen und Zusatzoptionen

a) SFK-Sicherung

  • Viele Versicherer bieten die Möglichkeit, die aktuelle SFK zu sichern.
  • Durch Zahlung einer zusätzlichen Prämie bleibt die SFK bei einem selbstverschuldeten Unfall erhalten.
  • Nachteil: Mehrfachmeldungen können die Sicherung außer Kraft setzen.

b) SFK-Rückgewinn

  • Manche Versicherer ermöglichen es, nach einem Malus-Ereignis schneller in die vorherige SFK zurückzukehren.
  • Dies kann durch ein "Rückgewinnprogramm" geschehen, bei dem nach zwei schadenfreien Jahren die SFK um eine Stufe verbessert wird.

c) SFK beim Versicherungswechsel

  • Die bisherige SFK kann bei Wechsel zur neuen Versicherung übernommen werden, sofern diese bestätigt wird.
  • Wichtig: Einige Versicherer akzeptieren nur SFK-Bestätigungen aus den letzten 12 Monaten.

5. Beispielrechnung

a) Startpunkt:

  • Ein neuer Kunde beginnt in der SFK 5 mit einem Beitrag von 80% der Basisrate.
  • Basisrate: 1.000 Euro → Beitrag: 800 Euro.

b) Verbesserung durch schadenfreies Fahren:

  • Nach 1 Jahr: SFK 4 (60% der Basisrate) → Beitrag: 600 Euro.
  • Nach 2 Jahren: SFK 3 (50% der Basisrate) → Beitrag: 500 Euro.
  • Nach 8 Jahren: SFK 1 (30% der Basisrate) → Beitrag: 300 Euro.

c) Verschlechterung durch einen Schaden:

  • Ein selbstverschuldeter Unfall mit 1.500 Euro Schaden führt zu einem Abstieg um 2 Stufen.
  • Aktuelle SFK: 3 → Neue SFK: 5 (80% der Basisrate) → Beitrag: 800 Euro.

6. Rechtliche Aspekte

a) Dokumentation der SFK

  • Die SFK wird in einem Bestätigungsbrief dokumentiert, den der Versicherer ausstellt.
  • Dieser Brief ist wichtig, wenn Sie Ihre SFK beim Wechsel zu einem neuen Versicherer übernehmen möchten.

b) Mindestanzeigepflicht

  • Versicherer sind verpflichtet, selbstverschuldete Schäden zu melden, auch wenn der Schaden unterhalb der Selbstbeteiligung liegt.
  • Ausnahme: Wenn der Schaden "schadlos" gemeldet wird (durch Eigenbeitrag).

7. Tipps zur Optimierung der SFK

  1. Vermeiden Sie selbstverschuldete Unfälle:

    • Fahren Sie vorsichtig und achten Sie auf Verkehrsregeln.
  2. Nutzen Sie SFK-Sicherungen:

    • Investieren Sie in zusätzliche Optionen, um Ihre SFK zu schützen.
  3. Wechseln Sie gezielt die Versicherung:

    • Vergleichen Sie Angebote verschiedener Versicherer, da diese unterschiedliche Boni und Malus berechnen.
  4. Informieren Sie sich über Rückgewinnprogramme:

    • Nutzen Sie Programme, die Ihnen helfen, schnell in eine bessere SFK zurückzukehren.

Zusammenfassung

Die Schadenfreiheitsklasse ist ein dynamisches System, das sich an Ihrer Fahrerfahrung und Ihrem Verhalten orientiert. Durch schadenfreies Fahren können Sie langfristig signifikant Einsparungen erzielen. Achten Sie darauf, Ihr SFK-System gut zu verstehen und gegebenenfalls zusätzliche Sicherungen zu nutzen, um Ihre SFK zu schützen.

 

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